Impfungen bei Pferden: Ein kritischer Blick
Laut der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (STIKO Vet) sollte jedes Pferd gegen Tetanus geimpft sein, da es eine lebensgefährliche Krankheit betrifft. Für die Teilnahme an Turnieren ist außerdem eine Influenza-Impfung Pflicht, die alle sechs Monate aufgefrischt werden muss. An dieser Stelle möchte ich jedoch einen kritischen Punkt zur Diskussion stellen.
Nehmen wir als Beispiel die Tetanus-Impfung. Nach erfolgreicher Grundimmunisierung wird für Pferde eine Auffrischung alle zwei bis drei Jahre empfohlen. Aber was bedeutet eigentlich "erfolgreich"? Ist die Immunisierung schon erfolgreich, nur weil die Impfung verabreicht wurde? Beim Menschen gilt für die Tetanus-Impfung ein deutlich längeres Intervall von zehn Jahren. Warum muss es bei Pferden so viel häufiger erfolgen?
Interessant ist auch der Umstand, dass sich eine Tetanus-Impfung in einer Notfallsituation – also beispielsweise nach einer frischen Verletzung – immer noch durchführen lässt und ausreichend Schutz bietet. Warum also ist das empfohlene Impfintervall beim Pferd kürzer? Die einzige nachvollziehbare Erklärung hierfür scheint die Länge der Studien zu sein, die von den Pharmaunternehmen angesetzt wurden. Oft wurde der Zeitraum für den Test auf zwei bis drei Jahre begrenzt. Aus verschiedenen Gründen, die häufig wirtschaftlicher Natur sind, wurde der Antikörpertiter einfach nicht länger überprüft. Die Studien werden nicht verlängert, möglicherweise, weil andere Experimente anstehen und Kapazitäten wie z.B. Versuchstiere weiterverwendet werden.
Das bedeutet letztlich, dass wir unsere Pferde nachimpfen, weil der Hersteller es auf Basis seiner Daten empfiehlt, und wir vertrauen darauf, dass der Schutz tatsächlich nach zwei bis drei Jahren abnimmt. In Wahrheit endete die Studie oft einfach nur, ohne dass längere Schutzzeiten überhaupt untersucht wurden. Das macht mich persönlich nachdenklich. Wir sollten uns mehr Fragen stellen und über solche Praktiken reflektieren, um selbst bewusste Entscheidungen für unsere Tiere treffen zu können. Schließlich geht es uns allen darum, das Beste für sie zu erreichen.
Es ist wichtig zu betonen: Impfen kann schützen und ist oft notwendig, aber Impfen kann auch Risiken bergen. Deshalb sollten prophylaktische Maßnahmen nicht nur aus Gewohnheit oder „vorauseilendem Gehorsam“ durchgeführt werden, sondern auf Basis fundierter Informationen und individueller Abwägung.
Falls Sie eine Bestimmung des Impftiters für Ihr Pferd in Erwägung ziehen möchten, können Sie dies beispielsweise über das folgende Labor tun: Labor für Impftiterbestimmung. Eine solche Bestimmung könnte Ihnen helfen, besser einzuschätzen, ob eine erneute Impfung wirklich notwendig ist.
Unser Ziel sollte immer sein, das Beste für unsere Tiere zu tun, und das erfordert oft kritisches Nachdenken und individuelle Entscheidungen.